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Stellungnahme zur aktuellen Berichterstattung zu unserer Schimpansenhaltung

In letzter Zeit war wiederholt die Schimpansenhaltung im Leintalzoo Thema der Berichterstattung. Aus diesem Grund möchten wir hierzu unsere Sicht der Dinge darlegen.

Gründungsgrund des Leintalzoos war es in den 70er Jahren, den Tieren eine bessere Haltung als damals in Zoos üblich zu bieten. Das Wohlergehen der Tiere liegt uns also schon von Anfang an sehr am Herzen. So hatte der 1980 eröffnete „Tierpark im Leintal“ das größte Schimpansengehege in Deutschland in der damaligen Zeit. Damals wurden zahlreiche Tiere gerade bei uns untergebracht, weil die Haltung hier besser war als allgemein üblich. Ziel war es nie, Tiere zur Schau zu stellen oder diese geschäftlich zu nutzen, sondern ihnen ein Zuhause zu geben.

Gehege und Park wurden von dem Gründerpaar Peter und Sonja Geßmann in Eigenleistung gebaut und geführt. Auch alle Häuser und Gehege wurden in Handarbeit zusammen mit wenigen Mitarbeitern und Helfern erstellt. Der Fokus lag auf den großzügigen Außengehegen und wir finden es ist bemerkenswert, dass diese auch den neusten Platzanforderungen bereits entsprechen.

Begrüßenswerterweise hat sich seither die Haltung von Wildtieren insgesamt sehr verbessert. Und zugegebenermaßen konnten große Zoos, meist mit öffentlichen Geldern finanziert, hier den Leintalzoo beim Bau von großen und kunstvoll ausgestalteten Gehegen und Tierhäusern inzwischen überholen. Es ist eine große und oft nicht einfache Aufgabe alles am Laufen und instand zu halten, die uns mal besser gelingt und mal noch Platz für Wünsche lässt.

Mit dem neuen Haltungsgutachten von 2014 wurden die Haltungsanforderungen, insbesondere im Innenbereich nochmals deutlich erhöht, was viele deutsche Zoos vor größere Herausforderungen stellte. Natürlich begrüßen wir weitere Verbesserungen in der Tierhaltung und werden über kurz oder lang versuchen die Größe unserer Schimpansengruppe und die Größe unseres Innengeheges in Einklang mit dem Haltungsgutachten zu bringen. Verschiedene Gutachter und Experten, auch die von den Behörden beauftragten Gutachter, haben unseren Schimpansen jedoch stets einen guten körperlichen und psychischen Zustand bescheinigt, auch im Vergleich mit anderen Schimpansenhaltungen, und sie bemerken auch regelmäßig die Vorteile der großen Gruppe mit dem regen Sozialleben und dem gut strukturierten Gehegekomplex, der die natürlichen Verhaltensweisen dieser Tierart gut ermöglicht. Es ist also nicht davon auszugehen, dass es den Menschenaffen im Leintalzoo aktuell schlecht geht. Sicher kann zusätzlicher Platz von den Tieren sinnvoll genutzt werden. Ob die Qualität der Haltung von Schimpansen tatsächlich von der geforderten Quadratmeterzahl abhängt, halten wir für fraglich. Durch die Berechnungsformel kommt es bei einer großen Gruppe wie unserer zu einer extrem großen Zahl, die nicht unbedingt begründet scheint.

Auch wenn es uns dieses Mal nicht die beste Presse bringt, begrüßen wir es grundsätzlich immer, wenn über den Umgang mit Tieren und Natur nachgedacht wird. Hier gibt es gesellschaftlich und auch bei jedem Einzelnen viele Spannungsfelder und noch Einiges zu verbessern. Welche Tiere wollen wir in unserer Gesellschaft halten und unter welchen Bedingungen? Und welche Auswirkungen hat es Tiere nicht zu halten? Trägt das weiter zur Entfremdung von Natur und anderen Lebewesen bei und führt damit zu weiterer Naturzerstörung? Diese Fragen müssen wir uns als Gesellschaft immer wieder stellen und Lösungen finden.

Wir schätzen es so ein, dass die Haltungsbedingungen von Zootieren hierzulande insgesamt die besten Tierhaltungen sind. Sie müssen keine nennenswerte Leistung erbringen, dürfen alt werden und werden von qualifiziertem und engagiertem Personal betreut. Bei vielen Heimtieren und den meisten Nutztieren sind diese Voraussetzungen leider nicht so gegeben, von Versuchstieren im Labor ganz zu schweigen.

Die meisten unserer Gehege entsprechen bereits den neuen Vorgaben und wir stellen schon seit längerem die Weichen unseren Affenbestand zu verkleinern und die Gehege anzupassen. Die Haltung mehrerer Affenarten haben wir bereits auslaufen lassen, bei den vorhandenen Arten wurde die Zahl der Tiere reduziert, vor allem durch natürliche Fluktuation in Verbindung mit Verhütungsmaßnahmen, die auch weiterhin und verstärkt durchgeführt werden, um die weitere Vermehrung der Tiere einzuschränken. Endgültige Maßnahmen wie die Kastration der Tiere sind bei vom Aussterben bedrohten Arten sorgfältig abzuwägen, alle anderen Möglichkeiten bringen immer auch ein gewisses Risiko mit sich, dass es nicht zu 100 Prozent funktioniert.

Zugegebenermaßen haben die letzten „Corona-Jahre“ unsere Bemühungen insgesamt ziemlich ins Stocken gebracht – man hatte andere Sorgen und war erstmal mit dem Überleben und den täglichen Herausforderungen beschäftigt - für Zukunftspläne war nicht so viel Zeit. Auch bei uns persönlich haben die letzten beiden Jahre ziemlich an den Reserven gezehrt, so dass es uns nun schwerfällt, gleich einen neuen großen Masterplan aus dem Ärmel zu schütteln. Neben dem täglichen Betrieb ist die Tierhaltung nicht das einzige Thema, mit dem sich ein Tierpark auseinandersetzen muss, auch weitere gesellschaftliche sowie gesetzliche Entwicklungen betreffen unseren Betrieb. Bonpflicht und Fachkräftemangel, Lockdown und Hygienekonzept, zunehmende Bürokratie, Nachweise und Dokumentationen, Preissteigerungen und Mindestlohnerhöhung sind nur einige der Themen, mit denen wir uns außerdem auseinandersetzen müssen.

Nichts destotrotz sind wir zuversichtlich, dass wir auch dieses Mal eine gute Lösung für die anstehenden Herausforderungen finden. Wir sind mit den zuständigen Ämtern im Gespräch, und wenn das erarbeitete Konzept beim ersten Mal noch nicht angenommen wird, dann muss es eben nochmal überarbeitet werden und es klappt beim nächsten Mal. Über die Berichterstattung sind wir etwas enttäuscht, da es sich um ein laufendes Verfahren handelt und noch keine Endergebnisse vorliegen. Schade finden wir auch, dass Tierrechtsorganisationen mit Forderungen an uns herantreten, jedoch weder Lösungsvorschläge noch Hilfe bei der Umsetzung anbieten. Aktives „Etwas-dafür-Tun“ wäre uns wesentlich sympathischer als Kampagnen „dagegen“.

Wir bleiben weiter dran und konnten nun erst eine Vergrößerung unseres Gibbongeheges fertigstellen. Nach kurzer Skepsis vor allem Neuen hat die 3-köpfige Gibbonfamilie das Gehege gut angenommen und kann sich nun über mehr Platz im Innenraum und eine schöne Panorama-Aussicht freuen. Ein Teil des Affenhauses wird weiterhin wegen Umbau- und Renovierungsarbeiten geschlossen bleiben, um auch hier Verbesserungen zu realisieren. Wir tun unser Möglichstes in dem Rahmen, in dem ein privater Tierpark ohne große Fördergelder dies tun kann und sind kontinuierlich im Austausch mit Wissenschaftlern und Experten.

 

Leintalzoo, Familie Geßmann


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